Die freudenreichen Geheimnisse


 Die Verkündigung

Lukas 1,38  Maria antwortete: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach seinem Wort.
Kurze Meditation  Maria weiß, dass der Engel Gabriel ein Gesandter Gottes ist, denn sie kennt die Heiligen Schriften gut. In seiner Botschaft erkennt sie die außerordentliche Gunst, die ihr zugesagt wird: sie ist voll der Gnade, ohne Sünde, unbefleckt. Maria, die ein Gespür für die Größe Gottes besaß, ist bestürzt. Der Engel teilt  ihr mit, dass sie empfangen und den Sohn des Allerhöchsten zur Welt bringen wird. Dafür braucht Maria eine Erklärung zu dem, was in ihr geschehen soll. Der Engel sagt zu ihr: «Der Heilige Geist wird über dich kommen, die Kraft des Höchsten wird dich überschatten»; damit offenbart sich der verborgene Sinn der Prophetie des Jesaja über die Geburt eines Kindes von einer Jungfrau. «Für Gott ist nichts unmöglich». Da stimmt Maria zu.
In der Kapelle in der Rue du Bac
Die Erscheinung der seligen Jungfrau an Schwester Katharina findet in einem geistlichen Klima statt, das dem der Verkündigung ähnlich ist: die Annehmlichkeit einer persönlichen Begegnung, volle Intimität, die Gewissheit, dass diese Initiative von Gott kommt, die Sammlung, die Stille. Katharina antwortet auf die ihr zugedachte Mission wie Maria mit absoluter Hingabe an die Interessen Gottes. Wie die Mutter, so die Tochter!
Gnaden für heute
Gott achtet seine Geschöpfe. Er lenkt sie liebevoll. Mögen die Gnaden der Verkündigung in unsere Herzen eingesenkt werden, damit sie die Furcht vor Gott in kindliches Vertrauen verwandeln, den Widerstand gegen Gott in Großmut.
Einschub (Vorschlag): …Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast…Die Heimsuchung: Johannes Paul II. sagte, jeder Christ sei ein Mensch der Verkündigung.


Die Heimsuchung

Lukas 1,45  Selig jene, die geglaubt hat, dass sich erfüllen wird,  was der Herr gesagt hat.

Kurze Meditation
Man kennt die Menschen an ihrem Tun besser als nach ihren Worten. Im Dialog mit dem Erzengel zeigt sich Marias Demut, ihre Geradheit, ihr Großmut. Ihr Besuch bei Elisabeth, ihrer Kusine, zeigt ihren edlen Gehorsam dem Hinweis des Engels gegenüber bezüglich Elisabeth, ihre Entscheidungsfähigkeit und ihre aktive Nächstenliebe. Während des Grußes Marias wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt. Ohne irgendeine Nachricht erhalten zu haben, weiß sie um die wunderbare Menschwerdung des Wortes Gottes. Darum grüßt sie ihre Kusine mit großer Hochachtung. Sie ist die erste, die ihr den wunderbaren Titel zuerkennt, den die Nachwelt beibehalten wird: sie nennt sie Mutter ihres Herrn. Die Worte Elisabeths zeigen, wie glücklich sie ist, und sie lassen aus dem innersten Herzen Marias ein Loblied aufsteigen: « Meine Seele preist die Größe des Herrn… »
In der Kapelle in der Rue du Bac
Die Heimsuchung ist ein Fest des Glaubens und der Freude, aber auch des geschwisterlichen Dienens. So ist Maria für viele Christen zum Vorbild geworden! Nach den Begegnungen mit Maria hat Schwester Katharina im Hospiz Reuilly gearbeitet, ganz hingegen an den Dienst bei den alten Leuten und bei den Armen, 46 Jahre lang…
Gnaden für heute
Durch Maria segnet Gott eine ganze Familie mit Gnaden und Wohltaten. Bitten wir um die Gnade, dass wir Gott in uns leben lassen, damit wir ihn an die anderen weitergeben – wie Maria.
Einschub (Vorschlag): … Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast…
Die Heimsuchung: Öffnen wir Maria die Tür wie Elisabeth. Sieht der Heilige Geist in einer Seele Maria, kommt er auch selber…


Die Geburt in Bethlehem

Lukas 2, 7  Sie gebar ihren Erstgeborenen; sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn in der Herberge war kein Platz für sie.
Kurze Meditation
Zu allen Zeiten ist für den Großteil der Menschen die Armut ein Übel… Trotzdem entscheidet sich Jesus für sie, für sich und für seine Eltern. Hätten wir uns  so ein Umfeld ausgedacht für eine göttliche Geburt? Wo bleibt der Überfluss, der Komfort, der raffinierte Luxus, mit dem sich die Großen dieser Welt gerne umgeben? Die ersten Anbeter Christi sind Maria und Josef, ganz eins im Staunen vor dem großen Geheimnis. Die ersten Besucher sind die Hirten, in ihrer Zeit aus der zivilen und religiösen Gesellschaft Ausgeschlossene. Um die Einfachheit der Krippe herrscht eine Atmosphäre des Angenommen-Seins. Die Engel besingen die Geburt des Erlösers und verkünden den Hirten diese große Freude: «Ehre sei Gott in der Höhe…»
In der Kapelle in der Rue du Bac
Weihnachten ist das Fest der Geburt des Gottessohnes in Bethlehem, es ist aber auch das Fest der geistlichen Geburt Christi in den Herzen der Gläubigen an allen Orten der Welt und zu allen Zeiten. Mit der wundertätigen Medaille lässt Gott auf allen Kontinenten den Glauben keimen und wachsen. Dann ist immer Weihnachten!
Gnaden für heute
Gott ist uns ähnlich geworden, um uns zu zeigen, wie wir leben sollen. Er kommt zu uns als Kind und in Armut, bitten wir um die Gnade, dem Reichtum und dem sozialen Wohlstand abzusagen.
Einschub (Vorschlag): …Jesus, den du, o Jungfrau zu Bethlehem geboren hast…
Die Heimsuchung: Nicht die Furcht sondern die Liebe will Gott in unseren Herzen finden.


Die Darstellung im Tempel

Lukas 2, 28-30  Simeon nahm das Kind in seine Arme und pries Gott: «Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden. 

Kurze Meditation
Ganz bescheiden, um das Geheimnis Gottes zu hüten, gehen Maria und Josef nach der Vorschrift des Mose in den Tempel, um ihren Erstge-borenen Gott darzustellen und als Opfer die Gabe der Armen, zwei Tauben, darzubringen. Welch frohe Erregung erfasste die Herzen der Eltern, als sie die Worte Simeons hörten! Ihr Geheimnis bestätigt sich in der Prophezeiung, die Jesus als das Heil der Welt, das Licht der Nationen und die Ehre Israels bezeichnet. Aber der Abschied Simeons von der heiligen Familie hinterlässt ein schmerzliches Vorgefühl. Er wendet sich an Maria und sagt ihr, dass Jesus harten Widerspruch erfahren wird und dass ein Schwert ihre Seele durchdringen werde… Eine alte Frau, eine Witwe, Anna mit Namen, sieht, dass das Kind gebracht wird, und erkennt es als den Messias.
In der Kapelle in der Rue du Bac
Schon jetzt: Christus, der leidende Diener, schon hier: Maria, die Mutter mit dem durchbohrten Herzen: die Rückseite der Medaille spricht die gleiche Sprache. Sie weist mit den beiden Herzen, das eine von Dornen umgeben, das andere vom Schwert durchbohrt, mit dem Buchstaben M über dem Kreuz  auf das Geheimnis des Lebens Christi und seiner Mutter hin, auf das Geheimnis der Kirche und der Menschheit, auf das Geheimnis jeglichen menschlichen Lebens. Hier auf Erden gibt es keine schattenlose Freude…
Gnaden für heute
Simeon erkennt den Erlöser in den Armen Marias. Bitte wir Maria, uns Jesus zu geben.
Einschub (Vorschlag): … Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast…
Die Heimsuchung: Simeon, Anna; ein Mann, eine Frau; Menschen dieser Welt, Laien…. beide Propheten…


Das Wiederfinden Jesu im Tempel

Lukas 2, 48  Mein Kind, warum hast du uns das angetan? Sieh doch, mit welcher Angst wir dich gesucht haben, dein Vater und ich!
Kurze Meditation
Bei den Juden war man mit zwölf Jahren religiös erwachsen. Jesus betont diesen Übergang in einen neuen Abschnitt seines Lebens durch ein außergewöhnliches Verhalten, das besagte, dass jeder Gläubige von Jugend auf sich mit Ernst dem Dienst Gottes hinzugeben hat. Dieses Ereignis lässt uns besser begreifen, wie sehr Maria die Geheimnisse um ihr Kind im Glauben gelebt hat. Welch tiefe Angst hatte sich in den Herzen der Eltern breit gemacht! Dieses dreitägige Verschwinden in Jerusalem lässt an die Passion und an den Tod Jesu in der gleichen Stadt denken. Das Kind Jesus bereitet seine Mutter auf die äußerste Prüfung  am letzten Osterfest vor; sie wird näher in die Herausforderungen ihrer göttlichen Mutterschaft eingeführt. Das Ereignis hier endet in Freude und Danksagung: Jesus war verloren und wurde wieder gefunden…
In der Kapelle in der Rue du Bac
Weit weg von Jesus leidet Maria diese drei Tage lang. Ähnlich hat auch Schwester Katharina fünf Jahre lang wahrhaftig ein Exil erlebt. Sie litt unter dem Widerstand des Vaters, der schließlich auf Grund ihrer Entschlossenheit in die Berufung einwilligte. Mit Freude kam sie am 21. April 1830 in die Rue du Bac, um ihr Seminar (Noviziat) zu beginnen.
Gnaden für heute
Maria und Josef haben Jesus voll Eifer gesucht, in Treue, im Gebet … bis sie ihn gefunden haben. Bitte wir um die Gnade der Ausdauer.
Einschub (Vorschlag): ..Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel gefunden hast…
Die Heimsuchung: Selig bist du, Jungfrau Maria, die du aufmerksam das Wort Gottes gehütet und in deinem Herzen erwogen hast!